Kapitaleinlageprinzip verstehen: Kürzung der KER beim Agio erklärt

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Kapitaleinlageprinzip verstehen: Kürzung der KER beim Agio erklärt

Was bedeutet eigentlich Kapitaleinlageprinzip?

Stell dir vor, du gibst deinem Unternehmen Geld – nicht als Kredit, sondern als echtes Investment. Das nennt man eine Kapitaleinlage. Du bekommst dafür Geschäftsanteile oder Aktien. Dieses Prinzip, bei dem eingebrachtes Kapital nicht versteuert wird, nennt man Kapitaleinlageprinzip – eine wichtige Regel im Steuerrecht.

Das Kapitaleinlageprinzip schützt die Eigenkapitalrückzahlung durch das Unternehmen davor, als Gewinn versteuert zu werden. Klingt trocken? Keine Sorge, wir erklären es Schritt für Schritt – verständlich, praxisnah und mit Beispielen.

Was sind Kapitalrücklagen und wofür steht KER?

Wenn ein Unternehmen von seinen Gesellschaftern oder Aktionären Geld bekommt, geht dieses Geld entweder in das Grundkapital oder in die Kapitalrücklage.

Die Kapitalrücklage – kurz KER – ist also eine Art Spartopf des Unternehmens. Dieser wird z. B. gefüllt durch:

  • Einzahlungen, die über den Nennwert der Anteile hinausgehen (sogenanntes Agio).
  • Beiträge der Gesellschafter, ohne dass sie zusätzliche Anteile bekommen.

Das bedeutet: Wenn du Anteile an einer GmbH für 1.000 Euro kaufst und zusätzlich noch 500 Euro oben draufgibst, dann fließt dieser „Bonus“ in die Kapitalrücklage – eben das Agio.

Woher kommt das Agio?

Agio klingt kompliziert, ist aber leicht zu verstehen. Stell dir vor, ein Geschäftsanteil kostet offiziell 1.000 Euro. Aber du zahlst 1.500 Euro, weil das Unternehmen schon erfolgreich läuft. Der Aufpreis – die 500 Euro – ist das Agio.

Agio erhöht also nicht das Stammkapital direkt, sondern die Kapitalrücklage. Und das ist genau der Punkt, wo das Kapitaleinlageprinzip eine Rolle spielt.

Warum ist das Kapitaleinlageprinzip so wichtig?

Stell dir vor, dein Unternehmen schüttet Jahre später etwas von diesem Geld wieder aus – also gibt dir Geld zurück. Wenn dieses Geld als Gewinn gälte, müsstest du es versteuern. Dank Kapitaleinlageprinzip kannst du es aber steuerfrei zurückbekommen – wenn es als Rückzahlung deiner ursprünglichen Einlage gilt.

Kurz gesagt:

  • Gewinnausschüttungen – steuerpflichtig.
  • Rückzahlung von Einlagen (nach dem KER-Prinzip) – steuerfrei.

Wann wird die Kapitalrücklage (KER) gekürzt?

Jetzt wird’s spannend. Denn die Finanzverwaltung achtet streng darauf, wann man sagen darf: „Das war eine Einlage – keine Dividende.“

Wenn ein Unternehmen Geld an seine Gesellschafter zurückzahlt, muss es nachweisen können:

  • Wie viel Kapital jeder Gesellschafter ursprünglich eingezahlt hat.
  • Dass es sich bei der Auszahlung wirklich um die Rückzahlung dieses Kapitals handelt.

Ohne diesen Nachweis darf man die Kapitalrücklage nicht kürzen. In dem Fall gilt die Auszahlung als Dividende – und wird steuerpflichtig. Deshalb ist eine klare Dokumentation entscheidend. Der Gesetzgeber schreibt vor: Die Höhe der steuerlich anerkannten Kapitalrücklage muss für jeden Gesellschafter in der sogenannten Feststellungserklärung festgehalten werden.

Die Rolle des Agios bei der KER-Kürzung

Wenn du bei der Einzahlung Agio gezahlt hast, wurde dieses in die Kapitalrücklage gesteckt. Die spannende Frage lautet jetzt: Darf ich das bei einer Auszahlung wieder „abrufen“?

Die Antwort: Ja, aber nur wenn du es nachweisen kannst. Und dieser Nachweis erfolgt über den sogenannten KER-Bestand in der steuerlichen Feststellungserklärung.

Ohne ordnungsgemäßen Nachweis? Keine Chance. Dann wird das Finanzamt die Auszahlung als Gewinn einstufen und besteuern. Und das kann richtig teuer werden.

Ein Beispiel aus dem echten Leben

Nehmen wir Lisa. Sie investiert in eine GmbH: 10.000 Euro Stammkapital und 5.000 Euro Agio. Ein Jahr später zahlt die GmbH 5.000 Euro an sie aus. Damit Lisa dieses Geld steuerfrei bekommt, muss die Gesellschaft den Agio-Betrag in der Feststellungserklärung als Lisa’s Kapitalrücklage dokumentiert haben.

Tut sie das nicht, gilt die Rückzahlung als Gewinn. Und Zack – Abgeltungssteuer wird fällig.

Was kannst du als Anleger oder Geschäftsführer tun?

Willst du das Meiste aus dem Kapitaleinlageprinzip herausholen und steuerfrei Kapital zurückführen? Dann achte auf:

  • Saubere und vollständige Dokumentation deiner Einlagen (insbesondere Agio).
  • Jährliche Feststellung der Kapitalrücklage für jeden Gesellschafter.
  • Beratung durch einen Steuerprofi, wenn du dir unsicher bist.

Fazit: Clever planen, Steuern sparen

Das Kapitaleinlageprinzip bringt viele Vorteile – vor allem, wenn du langfristig planst. Es erlaubt dir, eingesetztes Kapital später steuerfrei zurückzuerhalten. Aber nur, wenn du genau dokumentierst, was du eingebracht hast, vor allem beim Agio.

Unser Tipp: Lass dich steuerlich beraten, wenn du Einlagen leistest oder Auszahlungen planst. Nur so nutzt du das Kapitaleinlageprinzip optimal – und vermeidest teure Steuerfallen.

Na, hast du heute etwas Neues gelernt? Schreib es dir auf – oder sprich mit deinem Steuerberater. Dein Geld wird es dir danken!

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